Ich weiß, dass ist keine leichte Aufgabe. Wenn ich mir einfach hätte vorstellen können, wie es ist als echter Finne in Finnland zu leben, wäre ich jetzt nicht hier und auf dem besten Weg wirklich einer zu werden. Trotzdem, versuch es bitte:
Gestern Abend um ca. halb zehn saß ich, frischgeduscht und
im Schlafanzug, in meinem Zimmer und versuchte einen neuen Beitrag zum Thema
Schule zu verfassen. Aber ich war schon halb am Verzweifeln, da meine
Formulierungen jedes Mal falsch klangen und nicht das ausdrückten, was ich zu
sagen versuchte. Ich weiß, dass jetzt die Vermutung nahe liegt, dass ich auf
ganzer Linie versagt hätte, da ich nicht mal meine Muttersprache beherrsche.
Aber ich glaube nicht, dass das stimmt, so schlecht ist mein Deutsch nämlich
gar nicht. Ich glaube, ich hatte eine Vorahnung.
Aber worauf nur?
Ich wusste es nicht.
Doch diese Frage sollte sich auf schnellstem Wege klären. Es
begann damit, dass ich die Stimme meines Gastvaters hörte: "Luise, komm
nach draußen!" Zuerst war ich sehr suspekt, weil es stockfinster und
eisigkalt war. (Eisigkalt ist hier keine Metapher, es sind schon deutliche
Minusgrade in der Nacht zu erkennen.) Doch ich habe mir nichts dabei gedacht
und bin die Treppe hinunter gegangen. Meine Gastmutter war gerade dabei sich
ihre Jacke anzuziehen und sagte euphorisch zu mir: „Wir können heute
Polarlichter sehen. Das ist sehr selten, weil es die sonst nur in Lappland zu
sehen gibt." (Nur als kleine Erinnerung, ich lebe an der Südküste, also
ganz weit weg von Lappland.) Ich war dann natürlich auch ganz aufgeregt, weil
einer der Punkte, warum ich nach Finnland wollte war, dass ich die Polarlichter
sehen will. Also stand ich gestern ein halbe Stunde lang in meinem Schlafanzug,
meinem Mantel, dicken Schal und nassen Haaren in unserer Einfahrt und habe in
den Himmel gestarrt. Ich muss zugeben, dass die Nordlichter in Lappland
wahrscheinlich viel schöner sind. (Zumindest von den Bildern herzu urteilen.)
Weil man hier auch nur ganz wenig gesehen hat, aber ich finde es hat gereicht.
Seitdem bin ich am Dauergrinsen. Ich habe aber leider keine Fotos, da meine
Versuche alle nur in schwarz geendet sind. Trotzdem war es wunderschön.
Ich glaube, ich hatte lange nicht mehr eine so schöne Woche.
Es sieht aus als ob wirklich alles glatt läuft.
Ich hoffe, es geht euch genauso gut wie mir. (Obwohl ich das
wirklich bezweifle, weil es mir echt richtig gut geht.)
Vi ses!
Marie Luise