Donnerstag, 24. März 2016

Glad påsk!

Leute, Ostern steht vor der Tür! Aber das wisst ihr ja bestimmt. In Deutschland haben alle eineinhalb bis zwei Wochen Osterferien und ich  habe geschlagene zwei Tage frei, Karfreitag und Ostermontag. Ich beschwere mich jedoch nicht, ich bin eher gespannt wie die Feiertage hier so gehandhabt werden. Ich fahre heute gemeinsam mit meiner Gastmama und meiner Gastschwester nach Jakobstad. Dort wohnen meinen Gastgroßeltern mütterlicherseits und die Stadt liegt in Österbotten, dies ist die Region Finnlands, in der fast ausschließlich Schwedisch gesprochen wird. Ich freue mich übertrieben darauf, einmal wieder alles um mich herum zu verstehen. Also ich werde euch dann nach meiner Heimkehr über diesen magischen Ort berichten.
Im Übrigen bin und war ich nach dem Lapplandtrip ein wenig kränklich, um nicht zu schreiben, dass ich gefühlsmäßig fast gestorben wäre. Gestern und heute war ich nicht in der Schule und dienstags auch nur die ersten zwei Stunden. Ich hoffe, dass ich die Sechsstundenautofahrt überlebe. Wünscht mir Glück!
Frohe Ostern an alle da draußen!
Puss och Kram
Marie Luise

Jag fyller år!

Der Tag, an dem ich zu meinem Abenteuer in den hohen Norden aufgebrochen bin, ist ja zufällig auf das selbe Datum wie mein 16. Gebrutstag. Dieser Tag, auf den wohl jeder Deutsche hinfiebert, ist in Finnland nicht sonderlich bedeutend. Man erwirbt keine nennenswerten neuen Freiheiten, im Gegensatz zu meinem Heimatland. Es ist eine unglaubliche Erfahrung diesen Tag in einem anderem Land zu verbringen und ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass dies einer meiner schönsten Geburtstage überhaupt war,

Angefangen hat alles natürlich nicht direkt an diesem Sonntag, sondern schon ein wenig früher bei den Planungen. Meine Gastschwester hat eine Überraschung für mich geplant. Alles was mir verraten wurde war, dass ich:
1. zwei Freunde einladen darf
2. wir irgendwo mit dem Auto hinfahren werden
3. wir Badesachen benötigen werden
4. wir allerdings nicht schwimmen gehen.
Ich war recht verwirrt, weil ich keine Idee hatte, was wir machen könnten, aber nun gut.
Die zweite Seite der Planung hing damit zusammen, dass ich, typisch deutsch, nicht alles dem Zufall überlassen wollte. Ich habe auf meine Geburtstagstorte bestanden, diese habe ich dann am Samstag vor meinem großem Tag gebacken.

Sonntagsmorgens ging es dann ca. 10 Uhr damit los, dass meine Gastfamilie, inklusive Hund, singend mein Zimmer gestürmt haben. Dabei hatten sie neben den Geschenken aus Deutschland, ihre Geschenke und ein Tablett mit Frühstück. Nachdem ich meine Geschenke ausgepackt hatte, was unserem Hund eindeutig viel zu lange gedauert hat, haben wir gemeinsam in meinem Zimmer gefrühstückt. Es gab Schokoladenkuchen mit Vanillesoße und Baiser. Außerdem hatte ich die Woche davor Apfelschorle als das deutscheste Getränk der Welt (sogar noch vor Bier!) vorgestellt, das gab es dann auch. Mein Gastpapa und meine Gastschwester fanden es anscheinend ziemlich eklig, aber da es mein Tag war, mussten sie es trinken. Mein Gastmama ist ein großer Fan, ich bin der Meinung, dass sie nicht das richtige Mischungsverhältnis hat. Danach habe ich mich fertig gemacht, da ich meine Freunde für um elf bestellt hatte.

Mit etwas Verpätung sind Fio und Lina dann bei uns eingetroffen und wir haben uns auf den Weg gemacht. Unser Ziel: http://www.siriussport.fi/EN
Dort angekommen wurde mir dann bewusst, worauf es sich hinauslaufen würde. Wir würden uns also im Indoor Surfing probieren. Es klang schon mal sehr viel versprechend, Zuerst mussten wir allerdings noch eine knappe halbe Stunde warten und haben uns die Menschen im Flugtunnel angeschaut. Dann wurde es ernst für uns. Erst ein Instruktionsvideo anschauen, Neoprenanzug aussuchen und dann selbst machen. Es ist gar nicht so einfach wie es aussieht. Ich war mit Abstand die Schlechteste unter meinen Freundinnen, aber am Ende habe ich es dann trotzdem geschafft, mich ein paar Sekunden im Stehen auf dem Surfbrett zu halten.
Es hat richtig viel Spaß gemacht und ich finde meine Gastschwester hatte eine tolle Idee damit.

Nach einer Stunde war der Spaß dann auch vorbei, was gut war, da es für mich recht anstrengend war. Wir sind also wieder nach Hause gefahren. Dort gab es dann mein Geburtstagsessen: Rinderinnenfillet mit Herzoginkartoffeln und Schwarzwurzeln. Ohne Übertreibung: das war das einzige wirkliche gute Essen, was ich hier in Finnland gegessen habe. In Finnland kennt niemand Schwarzwurzel und ich wurde verwundert angeschaut, als ich sie mir gewünscht habe. Ich habe anscheinend zu hohe Ansprüche. Danach ging es gleich weiter zu meiner richtig gut gewordenen Torte. (Ich habe leider keine guten Bilder, aber sie war wirklich erste Klasse.) Nach dem Essen habe ich noch ein bisschen mit meinen Freundinnen geredet, viel gelacht und Spaß gehabt, bis sie dann gegangen sind. Danach habe ich mich für meine große Reise bereit gemacht.



Das war also mein finnischer Geburtstag. Mir ist nochmal bewusst geworden, wie glücklich ich sein kann, hier zu sein und alles hier zu erlebt haben. Danke an alle, die an diesem Tag an mich gedacht haben. 

Puss och kram
Marie Luise

Mittwoch, 23. März 2016

Nördlich des Polarkreises

Wow, zwei Beiträge meinerseits in einem Monat sollte ja eigentlich schon mit einer Ehrenurkunde, wenn nicht sogar einen Goldmedaille belohnt werden, aber glaubt es oder nicht: Eure Wünsche wurden erhört. Vorallem liegt das daran, dass ich mir ein paar andere Blogs von anderen Austauschschülern in Finnland angeschaut habe und die alle regelmäßig bloggen. Ich fühle mich jetzt überhaupt nicht schrecklich deswegen, nein.

Und zwar soll es heute um meine Reise nach Lappland mit YFU gehen. Von allen wurde sie angepriesen als DAS Highlight des Jahres schlechthin, direkt nach dem Vanhat. (Da ich darüber jetzt allerdings noch nichts geschrieben habe, wartet einfach ab.)

In der Nacht vom 13. zum 14. März sind wir mit dem Bus in Helsinki aufgebrochen. Vor uns lag eine 13 Stunden Busfahrt, nicht unbedingt die rosigste Vorstellung. Ich habe versucht zu schlafen, was sich allerdings als nahezu unmöglich herrausgestellt hat. Ich habe einfach nur gefroren. Ich weiß nicht warum, aber es war eiskalt im Bus. Sich mit seiner Jacke zu zudecken, hat für mich auch nicht so gut geklappt, da sie zu klein war. Ein Kissen hatte ich natürlich auch nicht mitgenommen, wieso auch? Dies hat sich dann in einer Woche miesen Nackenschmerzen ausgezahlt. Danke nochmal für diese Erfahrung.

Auf der Fahrt haben wir kleine Zwischenstopps eingelegt, um andere Austauschschüler, die in anderen Teilen Finnlands wohnen, abzuholen. Den ersten größeren Stopp haben wir an einem ABC-Restaurant zum Frühstücken eingelegt. Den Zweiten und auch Letzten haben wir im Weihnachtsmanndorf verbracht. Um ehrlich zu sein, ich habe es mir besser vorgestellt. Das war so ein Platz zu dem ich nie mit meiner Familie gefahren wäre, da mein Vater es als Nepp und Tuk abtuhen würde. Wir haben ein Gruppenfoto mit dem Weihnachstmann gemacht, worüber ich sehr froh bin, da die "arme" Austauschschülerin diese horende Summe niemals allein hätte aufbringen können. Danach hatten wir noch knapp anderthalb Stunden Freizeit dort. Diese konnte man gut in den vielen Geschäften dort verbringen, weil es ja sonst auch nichts anderes dort gibt und draußen stehen doof ist. Das klingt jetzt alles ein bisschen negativ, aber ich denke es kann trotzdem ein schönes Erlebnis sein, nur eben nicht für mich. Wenn man nicht an den Weihnachtsmann glaubt und es auch nie getan hat, da das Christkind ja bei uns die Geschenke bringt.

Um fünf sind wir dann in unserer Herberge "Luppo" angekommen. Es war eine Art Gasthof, der von einer netten Familie betrieben wurde. Jeden Tag gab es dort gute finnische Hausmannskost.

Am zweiten Tag war unser erster Programmpunkt die Hundeschlittenfarm. Dort durften wir jeweils paarweise alleine einen Hundeschlitten fahren. Ich hatte natürlich die Aufgabe zu lenken, was mich halbwegs gut überfordert hat und ich als einzige in den Tiefschnee gesteuert habe. Ich wünsche allen schon mal viel Spaß, wenn ich nach meiner Rückkehr mit meinem Führerschein anfange. Die Erfahrung war trotzdem einzigartig und es hat sich ja niemand verletzt. Nach dem Sammeln eigener Fahrerfahrungen durften wir uns noch alle 200 Hunde auf der Farm anschauen. Die Hunde sehen natürlich alle sehr süß aus, aber so viele auf einem Fleck können schon einmal ein bisschen strenger riechen. Das wurde aber auf jeden Fall noch durch den Höhepunkt des Tages, wenn nicht sogar meines Lebens herrausgerissen.

Als nächstes sind wir auf eine Rentierfarm gefahren und das war mit Abstand das Beste, was je in meinem Leben geschehen ist. Zu Beginn durften wir uns selbst im Umgang mit Lassos ausprobrieren und anschließend selbst in Rentiergehege. Wir durften sie füttern, streicheln und fotografieren. Es sind die beste Tiere auf der ganzen Welt, ich habe mich sofort verliebt. Aber unser Besuch war noch nicht zu Ende. Wir hatten noch eine Tour im Rentierschlitten, außerdem haben wir dort noch Mittag gegessen. Rentiersuppe natürlich. Die Besitzerin der Farm hat uns einen Vortrag über die Kultur der Sami gehalten, was äußert interessant war und uns ein paar Lieder ihrer Musik vorgespielt.

Am Mittwoch ging es dann endlich richtig los. Endlich hatte ich wieder die Möglichkeit wieder Ski zu fahren. Ich habe erst auf der Piste gemerkt, wie sehr mir unser Winterurlaub gefehlt hat. Eigentlich hatte ich geplant, die ersten zwei Tage Alpinski zu fahren und den letzten Tag Langlauf zu machen. Ich habe mich dann allerdings umentschieden in 3 Tage Abfahrt. Das war das Beste, was ich hätte tun können. Wie die Leute, die mich kennen, wissen, bin ich beim Meckern immer schnell dabei. Am ersten Tag war ich, sage ich einmal, nicht so gut auf das Skigebiet zu sprechen. Natürlich war es deutlich kleiner als das, was ich aus Österreich gewöhnt bin. Das war aber auch zu erwarten. Dann war der große Sessellift gesperrt wegen zu viel Wind und eine weitere Piste wegen eines Turniers. Oben war es mir natürlich zu windig und die Piste hätte auch ein wenig mehr Schnee vertragen können. Das war alles allerdings nur halb so wild, was mich trotzdem nicht davon abhielt, mich den halben Vormittag darüber zu beschweren. Da wusste ich noch nicht, was am zweiten Tag auf mich zu kommen sollte. Da waren nur zwei Kinderlifte offen. An diesem Tag habe ich es mir dann aber doch verkniffen, allen vorzuheulen, wie doof es ist. Oder ich habe es zumindest versucht. Am dritten Tag wurde dann alles aber nochmal gerettet, dadurch dass mehr Pisten offen waren und wir auch mit etwas Umweg auf die Spitze des Berges gelangt sind.

Donnerstagabend sind wir zum Aurora House der Arctic Academy gefahren. Dort hat uns eine Frau über die Nordlichter berichtet. Diese Frau war eine sehr inspirirende Person für mich, einfach weil sie ihre Passion (also die Nordlichter) gefunden hatte und andere Menschen damit anstecken konnte. Wir konnten jeden Tag die Nordlichter beobachten, da wir zu einem guten Zeitpunkt angereist sind. Sie meinte, dass die Zeit um den 20. September und dem 20. März ideal seien.

Zum Abschluss hatten wir am Freitag noch eine kleine Gala, in der kleine Preise verliehen wurde. Jetzt haltet euch fest!Ich habe einen Preis bekommen und zwar dafür, dass ich als Erste ein "Rentier" mit dem Lasso gefangen habe. Das hat wirlich sehr gut gepasst, da es mein neuer Lebenstraum ist, eine Rentierfarm zu besitzen und ich so schon die besten Vorraussetzungen habe.

Samstag ging es dann wieder zurück nach Hause, also mein finnsiches Zuhause. Auf dem Weg haben wir noch im Eispalast in Kemi gehalten. Ich fand es dort wirklich gut. Am Besten war die kleine Rodelbahn. Letztendlich war ich 23:00 wieder zurück in Helsinki, wo mich meine Gastmama abgeholt hat und wir waren dann kurz nach zwölf zuhause. Damit war meine Reise auch schon zu Ende.

Ein großes Dankeschön an alle, die mit dabei waren und es zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht haben. Ihr wart klasse und ich habe euch alle ganz doll lieb.

Ich möchte allen, die nicht dabei waren natürlich auch ein paar Einblicke durch Fotos geben. Die Meisten davon, also eigentlich alle außer vielleicht zwei Ausnahmen stammen nicht von mir, da ich einfach zu dumm und zu viel beschäftigt bin, um Fotos zu machen. Ein Riesendankeschön an Petra, Alex, Kim und Samira, dass ich ihre Bilder hier verwenden darf und natürlich an alle anderen, die mir ihre Bilder geschickt haben.






















Puss och kram
Marie Luise


Montag, 7. März 2016

Jetzt melde ich mich WIRKLICH, WIRKLICH GANZ IM ERNST wieder zurück...

Obwohl ich vor fast drei Monaten groß und breit das Gerücht verbreitet habe, dass ich endlich mal wieder etwas veröffentlichen werden, ist es bis heute noch nicht passiert. Es tut mir wirklich leid. Ich hatte es mir fest vorgenommen, aber es ist mir einfach zu viel geworden. Erstens weil ich zwei Monate nichts geschrieben habe und das alles aufholen wollte, zweitens auch weil meine Situation in der Zwischenzeit nicht so richtig gut war. Mittlerweile habe ich es aufgegeben, alles was ich in den letzten fünf Monaten erlebt habe, hier niederzuschreiben, aber ich werde euch trotzdem an den wichtigten Dingen teilhaben lassen.

Nummer 1: Im Oktober hatte ich ein Gespräch mit meiner Gastfamilie und sie haben mir offenbart, dass ich wechseln muss. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich mich falsch verhalten haben oder so etwas in der Art. Sie haben gesagt, dass es für sie zu anstrengend war und dass sie sich alles anders vorgestellt haben, aber sie mich trotzdem mögen. Um ehrlich zu sein, war meine größte Angst vor meinem Austauschjahr ein Familienwechsel. Auf meiner Vorbereitungsveranstaltung hat uns ein Teamer erzählt, dass seine Gastfamilie auch einen Wechsel wollte. Ich war darüber total überrascht (was eigentlich ganz schön dumm von mir war) und dachte, dass ich das nie durchstehen werde. Dementsprechend habe ich mich auch zuerst verhalten, heißt also ich bin nach dem Gespräch duschen gegangen und habe den ganzen Abend geheult. Den nächsten Tag ging es wieder und ich dachte mir, dass es auch besser werden kann. Ich habe noch 5 bis 6 Wochen in dieser Familie verbracht. Normalerweise dauert ein Familienwechsel nicht so lange. Die letzten Wochen mit meiner "alten" Gastfamilie waren auch nicht so prickelnd. Ich wusste einfach nicht mehr über was ich mich mit ihnen unterhalten soll und es gab oft so eine Art peinliche Stille. Ich habe mir auch oft Gedanken darüber gemacht, wobei ich eine Belastung bin und wie es in einer neuen Familie sein wird. Meine Situation war dabei recht speziell, da ich Angst hatte auch die Sprache zu wechseln, weil ich die einzige Austauschschülern bei YFU-Finnland bin, die dieses Jahr Schwedisch lernt. Finnisch in einem halben Jahr zu lernen, ist nicht so einfach. Finnisch überhaupt zu lernen, ist nicht so einfach. Ich habe mir generell viele Gedanken gemacht. Ich habe mir einfach alles ganz anders vorgestellt. Vorrauf ich aber sehr stolz bin, ist, dass ich kein einziges Mal über einen Abbruch nachgedacht habe. Ich finde es allerdings ein bisschen schade, dass ich nicht wirklich weiß, was das oder die genauen Probleme in meiner ersten Gastfamilie waren.

Nummer 2: Ich bin am letzten Novemberwochenende bei meiner ersten Familie ausgezogen, jedoch nicht zu meiner neuen Gastfamilie, sondern zu meiner YFU-Betreuerin. Dort habe ich den ganzen Dezember, einschließlich Weihnachten und Silvester, verbracht. Am Anfang kam ich mir wie im Himmel vor, einfach weil ich zuhause wieder Gespräche führen konnte. Die anfängliche Euphorie ist aber zum Ende hin verebbt. Ich muss sagen, dass ich wirklich froh bin, nicht mehr dort zu wohnen. Meine Betreuerin ist wirklich eine sehr liebe Person und ich bin sehr dankbar, dass sie mich für den Übergang aufgenommen hat, aber für mich hat es ganz klar nicht gepasst, zumindest nicht als Familie. Sie macht aber einen tollen Job als Betreuerin. Weihnachten war wirklich schön und ich bin froh, dass ich dies dort erlebt habe. Silvester hingeben war eher eine lowkey-Veranstaltung, aber nächstes Jahr lasse ich es wieder krachen.

Nummer 3: Am 6. Januar bin ich dann endlich zu meiner neuen Gastfamilie gezogen. Wir wohnen in einem kleinen gelben Holzhaus in einer Straße, die für mich einfach typisch skandinavisch aussieht. Ich habe eine Gastmama und einen Gastpapa, zwei Gastgeschwister und einen kleinen Hund. Meine Gastschwester heißt Ellen, ist 16 und im ersten Jahr meiner Schule, wie ich. Mein Gastbruder heißt Axel, ist 19 und zur Zeit beim Millitär (in Finnland herrscht Wehrpflicht für Männer). Ich wohne im Übrigen jetzt in seinem Zimmer. Unser Hund heißt Lorde und ist das süßeste Lebewesen, was je existiert hat (das kommt jetzt von mir, dem Katzenmenschen). Meine Familie ist toll und ich habe mich nach zwei Wochen schon wohler gefühlt, als in den anderen beiden Famililen zuvor. Bis jetzt gibt es von meiner Seite aus nichts zu meckern. Ich glaube, dass es einfach passt.

Alle guten Dinge sind drei, deshalb höre ich da jetzt auf. Es gibt allerdings noch zwei Dinge, die ich ansprechen möchten.
Es wirft sich die Frage auf, warum mein Gastfamilienwechsel sich über drei Monate erstreckt hat. Zum einen liegt es daran, dass mir sowie meiner Kontaktperson in der Schule der Ernst der Lage nicht bewusst war. Meine erste Gastfamilie hat mir und meiner Lehrerin erzählt, dass es vielleicht sein kann, dass ich die Familie wechseln muss, deshalb wurde nicht sofort mit der Suche an der Schule begonnen. Anfang Dezember haben sich dann aber wiederum drei Familien auf einmal gemeldet. Wir, also YFU und ich, die beste Familie für mich auswählen. Meine Betreuerin hatte ein Gespräch mit allen. Im Endeffekt wurde mir die Entscheidung aber selbst überlassen und ich denke, ich habe mich richtig entschieden. Zum anderen gab es zu diesem Zeitpunkt mehr als zehn Austauschschüler, die wechseln wollten, deshalb hatte die YFU-Geschäftsleitung viel zu tun. Erst war ich ein bisschen sauer, dass alles so lange gedauert hat, aber jetzt verstehe ich die Gründe dafür ein wenig besser.
Ich möchte auf alle Fälle nochmals anmerken, dass ich allen Beteiligten sehr dankbar bin. Es hat zwar nicht alles gleich geklappt, aber ich habe dadurch etwas gelernt. Oder ich kann mir zumindest einbilden, dass diese schwierigen Situationen meinen Charakter gestärkt haben und es noch meinen Urenkel erzählen.Jedem anderen Austauschschüler kann ich nur raten, die Familie zu wechseln, wenn sie sich nicht wohl fühlen. Ich weiß, dass Viele Bedenken haben, dass sie in drei oder vier Monaten keine so enge Beziehung mehr aufbauen können. Ich kann nur sagen, dass ich mich nach meinen zwei Monaten hier wie zuhause fühle. Ein Gastfamilienwechsel ist kein Weltuntergang, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Es kann wirklich besser werden und manchmal lohnt es sich etwas zu wagen (was man als Austauschschüler aber eigentlich schon wissen sollte).

Dieser Post war jetzt sehr deep und leicht deprimierend, um euch noch ein wenig aufzuheitern:


 Außerdem:
In meinen nächsten (hoffentlich bald erscheinenden) Beiträgen könnt ihr euch auf folgende Themen freuen:
Estland ist ein schönes Land (vorallem bei Nacht)
Auf den Spuren der Geschichte Finnland - 200 Jahre nennt ihr alt?
Weihnachten im Land des Weihnachtsmannes 
Die Midyearorientation
Halbzeit
Meine erste Flugzeugreise - ganz allein
The Finnish way of celebration your födelsedag
Meine Reise in den hohen Norden (ja, noch höher als jetzt schon!)
Warum das finnische Schulsystem 10000000000000000000 besser ist, als unseres
und noch viele weitere
(hoffentlich)

Puss och kram
(ich schaue jetzt übrigens GossipGirl)
Marie Luise