Montag, 7. März 2016

Jetzt melde ich mich WIRKLICH, WIRKLICH GANZ IM ERNST wieder zurück...

Obwohl ich vor fast drei Monaten groß und breit das Gerücht verbreitet habe, dass ich endlich mal wieder etwas veröffentlichen werden, ist es bis heute noch nicht passiert. Es tut mir wirklich leid. Ich hatte es mir fest vorgenommen, aber es ist mir einfach zu viel geworden. Erstens weil ich zwei Monate nichts geschrieben habe und das alles aufholen wollte, zweitens auch weil meine Situation in der Zwischenzeit nicht so richtig gut war. Mittlerweile habe ich es aufgegeben, alles was ich in den letzten fünf Monaten erlebt habe, hier niederzuschreiben, aber ich werde euch trotzdem an den wichtigten Dingen teilhaben lassen.

Nummer 1: Im Oktober hatte ich ein Gespräch mit meiner Gastfamilie und sie haben mir offenbart, dass ich wechseln muss. Das hatte nichts damit zu tun, dass ich mich falsch verhalten haben oder so etwas in der Art. Sie haben gesagt, dass es für sie zu anstrengend war und dass sie sich alles anders vorgestellt haben, aber sie mich trotzdem mögen. Um ehrlich zu sein, war meine größte Angst vor meinem Austauschjahr ein Familienwechsel. Auf meiner Vorbereitungsveranstaltung hat uns ein Teamer erzählt, dass seine Gastfamilie auch einen Wechsel wollte. Ich war darüber total überrascht (was eigentlich ganz schön dumm von mir war) und dachte, dass ich das nie durchstehen werde. Dementsprechend habe ich mich auch zuerst verhalten, heißt also ich bin nach dem Gespräch duschen gegangen und habe den ganzen Abend geheult. Den nächsten Tag ging es wieder und ich dachte mir, dass es auch besser werden kann. Ich habe noch 5 bis 6 Wochen in dieser Familie verbracht. Normalerweise dauert ein Familienwechsel nicht so lange. Die letzten Wochen mit meiner "alten" Gastfamilie waren auch nicht so prickelnd. Ich wusste einfach nicht mehr über was ich mich mit ihnen unterhalten soll und es gab oft so eine Art peinliche Stille. Ich habe mir auch oft Gedanken darüber gemacht, wobei ich eine Belastung bin und wie es in einer neuen Familie sein wird. Meine Situation war dabei recht speziell, da ich Angst hatte auch die Sprache zu wechseln, weil ich die einzige Austauschschülern bei YFU-Finnland bin, die dieses Jahr Schwedisch lernt. Finnisch in einem halben Jahr zu lernen, ist nicht so einfach. Finnisch überhaupt zu lernen, ist nicht so einfach. Ich habe mir generell viele Gedanken gemacht. Ich habe mir einfach alles ganz anders vorgestellt. Vorrauf ich aber sehr stolz bin, ist, dass ich kein einziges Mal über einen Abbruch nachgedacht habe. Ich finde es allerdings ein bisschen schade, dass ich nicht wirklich weiß, was das oder die genauen Probleme in meiner ersten Gastfamilie waren.

Nummer 2: Ich bin am letzten Novemberwochenende bei meiner ersten Familie ausgezogen, jedoch nicht zu meiner neuen Gastfamilie, sondern zu meiner YFU-Betreuerin. Dort habe ich den ganzen Dezember, einschließlich Weihnachten und Silvester, verbracht. Am Anfang kam ich mir wie im Himmel vor, einfach weil ich zuhause wieder Gespräche führen konnte. Die anfängliche Euphorie ist aber zum Ende hin verebbt. Ich muss sagen, dass ich wirklich froh bin, nicht mehr dort zu wohnen. Meine Betreuerin ist wirklich eine sehr liebe Person und ich bin sehr dankbar, dass sie mich für den Übergang aufgenommen hat, aber für mich hat es ganz klar nicht gepasst, zumindest nicht als Familie. Sie macht aber einen tollen Job als Betreuerin. Weihnachten war wirklich schön und ich bin froh, dass ich dies dort erlebt habe. Silvester hingeben war eher eine lowkey-Veranstaltung, aber nächstes Jahr lasse ich es wieder krachen.

Nummer 3: Am 6. Januar bin ich dann endlich zu meiner neuen Gastfamilie gezogen. Wir wohnen in einem kleinen gelben Holzhaus in einer Straße, die für mich einfach typisch skandinavisch aussieht. Ich habe eine Gastmama und einen Gastpapa, zwei Gastgeschwister und einen kleinen Hund. Meine Gastschwester heißt Ellen, ist 16 und im ersten Jahr meiner Schule, wie ich. Mein Gastbruder heißt Axel, ist 19 und zur Zeit beim Millitär (in Finnland herrscht Wehrpflicht für Männer). Ich wohne im Übrigen jetzt in seinem Zimmer. Unser Hund heißt Lorde und ist das süßeste Lebewesen, was je existiert hat (das kommt jetzt von mir, dem Katzenmenschen). Meine Familie ist toll und ich habe mich nach zwei Wochen schon wohler gefühlt, als in den anderen beiden Famililen zuvor. Bis jetzt gibt es von meiner Seite aus nichts zu meckern. Ich glaube, dass es einfach passt.

Alle guten Dinge sind drei, deshalb höre ich da jetzt auf. Es gibt allerdings noch zwei Dinge, die ich ansprechen möchten.
Es wirft sich die Frage auf, warum mein Gastfamilienwechsel sich über drei Monate erstreckt hat. Zum einen liegt es daran, dass mir sowie meiner Kontaktperson in der Schule der Ernst der Lage nicht bewusst war. Meine erste Gastfamilie hat mir und meiner Lehrerin erzählt, dass es vielleicht sein kann, dass ich die Familie wechseln muss, deshalb wurde nicht sofort mit der Suche an der Schule begonnen. Anfang Dezember haben sich dann aber wiederum drei Familien auf einmal gemeldet. Wir, also YFU und ich, die beste Familie für mich auswählen. Meine Betreuerin hatte ein Gespräch mit allen. Im Endeffekt wurde mir die Entscheidung aber selbst überlassen und ich denke, ich habe mich richtig entschieden. Zum anderen gab es zu diesem Zeitpunkt mehr als zehn Austauschschüler, die wechseln wollten, deshalb hatte die YFU-Geschäftsleitung viel zu tun. Erst war ich ein bisschen sauer, dass alles so lange gedauert hat, aber jetzt verstehe ich die Gründe dafür ein wenig besser.
Ich möchte auf alle Fälle nochmals anmerken, dass ich allen Beteiligten sehr dankbar bin. Es hat zwar nicht alles gleich geklappt, aber ich habe dadurch etwas gelernt. Oder ich kann mir zumindest einbilden, dass diese schwierigen Situationen meinen Charakter gestärkt haben und es noch meinen Urenkel erzählen.Jedem anderen Austauschschüler kann ich nur raten, die Familie zu wechseln, wenn sie sich nicht wohl fühlen. Ich weiß, dass Viele Bedenken haben, dass sie in drei oder vier Monaten keine so enge Beziehung mehr aufbauen können. Ich kann nur sagen, dass ich mich nach meinen zwei Monaten hier wie zuhause fühle. Ein Gastfamilienwechsel ist kein Weltuntergang, auch wenn es sich manchmal so anfühlt. Es kann wirklich besser werden und manchmal lohnt es sich etwas zu wagen (was man als Austauschschüler aber eigentlich schon wissen sollte).

Dieser Post war jetzt sehr deep und leicht deprimierend, um euch noch ein wenig aufzuheitern:


 Außerdem:
In meinen nächsten (hoffentlich bald erscheinenden) Beiträgen könnt ihr euch auf folgende Themen freuen:
Estland ist ein schönes Land (vorallem bei Nacht)
Auf den Spuren der Geschichte Finnland - 200 Jahre nennt ihr alt?
Weihnachten im Land des Weihnachtsmannes 
Die Midyearorientation
Halbzeit
Meine erste Flugzeugreise - ganz allein
The Finnish way of celebration your födelsedag
Meine Reise in den hohen Norden (ja, noch höher als jetzt schon!)
Warum das finnische Schulsystem 10000000000000000000 besser ist, als unseres
und noch viele weitere
(hoffentlich)

Puss och kram
(ich schaue jetzt übrigens GossipGirl)
Marie Luise


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