Donnerstag, 13. August 2015

Die spinnen, die Finnen

... so lautet der Titel eines Buches von Dieter Hermann Schmitz. 
Und um dieses Mysterium zu klären, hab ich mich selbst auf den Weg gemacht, um diese fremdartigen Wesen aus Skandinavien näher zu betrachten.
(Hier möchte ich anmerken, das ich dieses Buch gar nicht gelesen hab, aber ich empfand es als eine schöne Überschrift für diesen Beitrag und außerdem reimt es sich.)
(Warum wird empfinden mit "pf" geschrieben? Das macht überhaupt keinen Sinn. Kommt das nicht von "finden"? Ah ja, zwei Wochen nicht in Deutschland und schon zweifelt man an der eigenen Sprache.)
Nichtsdestotrotz möchte ich nach meinen, wie bereits erwähnt, ersten zwei Wochen hier mal einen kleinen Bericht über die Finnen schreiben. 
Wichtig zu sagen ist hierbei allerdings, dass sich das hier Beschriebene  nur auf die Finnen bezieht, die ich getroffen habe, und nicht auf alle, da Verallgemeinerung bei einen gesamten Volk, obwohl es vergleichsweise mit der Fläche eher wenig Bevölkerung gibt, unangemessen sind. Deshalb ist darauf zu achten, dass ich, wenn hier von "Finnen" die Rede ist, nur von den mir bekannten spreche.
Mir wurde oft erzählt, dass man in Finnland nicht lachen würde. Das muss ich allerdings als Lüge entlarven, da ich der Meinung bin, dass die Finnen vielleicht sogar noch ein bisschen mehr lachen als die Deutschen. 
Dann wurde noch davon berichtet, dass sie eine enorme Menge an Alkohol konsumieren würden. Auch dem kann ich bis jetzt nicht zustimmen, es kann zwar sein, dass sich meine Sicht darauf noch ändert, aber bis jetzt konnte ich noch nichts dergleichen beobachten.
Nun möchte ich aber zu den Dingen kommen, die ich hier erlebt habe:
Man kauft Käse hier in großen Stücken und benutzt ein Art Käseschaber, um kleine Stücke davon herauszulösen. Wir haben zu Hause zwar auch so einen Käseschaber, allerdings kaufen wir trotzdem Scheibenkäse und hier hab ich davon noch keinen gesehen.
Für Butter und auch andere Sachen, die z.B. auf dem Tisch stehen, gibt es für jedes Gefäß ein eigenes Messer, mit dem sich jeder dann sein Brot schmiert. Das ist ziemlich clever, da man so bei vielen Essenden an Abwasch spart.
Eine weitere sehr schlaue Erfindung ist der Abtropfschrank. Ich habe einigen schon davon erzählt. Im Prinzip wurde beim Küchenschrank über der Spüle der Boden weggelassen und Metallgestelle wie in einer Spülmaschiene  eingesetzt. Dort stellt man sein abgewaschenes Geschirr hinein und muss es nicht abtrocknen, da das Abwaschwasser in die Spüle tropfen kann. Ich war in Deutschland schon sehr von dieser Idee beeindruckt und ich war entzückt als ich so einen raffinierten Schrank in der Küchenzeile unseres Bungalows bei der Arrival Orientation gefunden habe. Meine Gastfamilie besitzt natürlich auch so einen.
Es gibt hier dunkles Brot. Das mag in Deutschland jetzt erstmal nicht verwunderlich klingen, aber in vielen Ländern wird nur Weißbrot gegessen. Es gab einmal finnische Forscher, die herausgefunden haben, dass der Mensch schneller für Krankheiten anfällig ist und früher stirbt, wenn er übergewichtig ist, und deshalb haben sie einen Plan für gesunde Ernährung für Schulen aufgestellt, dieser beinhaltet z.B. dass es zu jeder Mahlzeit Salat und eine Scheibe Roggenbrot gibt. So wird es auch von vielen Familien zu Hause praktiziert.
Kommen nun zu einer Sache, die uns wirklich sehr am Herzen liegt: Grillwürste. Diese gleichen hier vom Aussehen eher der deutschen Bockwurst. Sie haben allerdings eine andere Konsistenz. Schwer zu beschreiben. Als ich sie das erste Mal gesehen hab, war ich eigentlich erstmal ein bisschen enttäuscht, aber schmecken tun sie ganz gut. Zwar nicht so gut wie eine echte Thüringer Rostwurst, aber das war ja auch nicht zu erwarten. Das Grillen gehört hier aber genauso zum Sommer wie in Deutschland.
Eine andere Angelegenheit, die den Finnen sehr am Herzen liegt, ist das Salmiakki, das Lakritz. Die Beschränkungen für den Gehalt des Amoniumchlorid sind ganz anders als in Deutschland und das schmeckt man auch. Ich habe noch nie etwas Salzigeres gegessen als die Salmiakpastillen hier. Sehr beliebt ist vorallem das Salmiakeis in verschiedenen Variationen. Zuerst hab ich mich nicht so richtig getraut, es zu kosten, aber hab dann schließlich kleinbei gegeben. Ich muss sagen es war schon sehr ungewöhnlich für einen Mitteleuropäer. Es war Vanilleeis mit einem Kern un einem Überzug  aus salzigem Lakritz. Und es schmeckt nicht mal schlecht, man muss sich nur daran gewöhnen, dann ist es ganz lecker. Alle, die sich jetzt denken: "Ihh, was ist den dort los." Herfahren und selbst probieren.
Joghurt kauft man hier vermehrt in Tetrapacks, die auch für den Verkauf von Milch genutzt werden. Dies spart vorallem viel Müll, der durch das Verpacken in kleinen Plastikbecher entsteht. Diesen Joghurt schüttet man in eine Schüssel und gibt meist noch ein paar Rosinen und Nüsse dazu. Ich muss sagen, dass Himbeerjoghurt mit einer Nussmischung echt lecker ist, auch wenn ich Himbeeren immernoch nicht leiden kann.
Beeren. Mehr muss man dazu nicht wirklich sagen. Es gibt sie überall und man kann sie sich beinahe überall mitnehmen. Das machen die Finnen auch. Immer wenn man an einem Blaubeerbusch vorbei kommt, wird erstmal kräftig gefuttert. Von den Beeren werden auch verschiedene andere Lebensmittel hergestellt, wie z.B. Marmelade aber auch Saft. Ich hab in meinem Leben noch nie Saft aus roten Johannisbeeren getrunken, bevor ich mit meiner Gastfamilie nicht selbst welchen hergestellt hatte. Es könnte zu meinem neuen Lieblingsgetränk mutieren. Man wird sehen.
Abschließend möchte ich jetzt noch den letzten Punkt in Bezug auf Essen niederschreiben. Es geht um die Anzahl der Speisen. Man isst jeden Tag 5-6 Mal. Ich hab noch nie in meinem Leben so viel gegessen und dabei esse ich fast weniger als mein vierjähriger Gastbruder.
Jetzt kommen wir noch zu ein paar anderen Dingen, die außerhalb des kulinarischen Bereiches liegen.
(Das sind weitaus nicht so viele wie über das Essen. Wovon kommt das nur? Vielleicht weil die finnische Kultur sehr verbunden mit Beköstigung ist oder weil ich mich nur dafür interessiert habe oder möglicherweise auch weil ich die gefühlt meiste Zeit hier damit verbracht habe. Man wird es nie herausfinden.)
Es gibt unglaublich viele Bäume hier und das muss man sich von jemanden anhören, der 15 Minuten von zu Hause aus bis zum Wald läuft. Sie sind überall. Alles in allem ein sehr schöner anblick.
Auf den "Autobahnen" hier darf man nicht viel mehr als 120 km/h fahren, im Winter sogar nur 100 km/h. Es ist zwar nicht erschreckend, aber dennoch eine enorme Umstellung.
In der Schule gibt es eine fabelhafte Erfindung namens Wilma. Es ist eine Webseite, auf der sich jeder Schüler einwählen kann. Dort bekommt jeder individuell seinen Stundenplan, zu den Kursen gibt es Informationen wie Daten für Tests, Hausaufgaben, etc. und man kann direkt seine Lehrer kontaktieren. Ich würde dem deutschen Bildungsministerium empfehlen, er auch bei uns einzuführen, weil das den Schulalltag enorm erleichtert.
Wenn man ein Haus betritt, muss man seine Schuhe ausziehen. Erstmal für mich nicht sonderlich ungewöhnlich. Aber man benutzt auch keine Hausschuhe, sondern geht einfach barfuß. Dies hängt damit zusammen, dass man sich die Arbeit fürs Saubermachen lieber sparen möchte. Diese Regeln gilt allerdings nicht für die Schule, zumindest nicht für die Oberstufe. 
Mehr fällt mir momentan auch nicht ein. Ich denke, es wird noch einen zweiten und auch dritten Beitrag dieser Art geben, da ich auf jeden Fall dranbleiben werden, weitere Geheimnisse der mir unbekannten Kultur aufzudecken.
Bis dahin erstmal, schöne Woche. Oder zwei, je nachdem, wann ich wieder Lust verspüre etwas in meiner äußerst kreativen Phase zu verfassen.
Hej da
(Immernoch nicht herrausgefunden, wie das mit dem ruotsalainen-o funktioniert)
Marie 
Luise




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