Donnerstag, 6. August 2015

Dies, das, Ananas: Erster Post aus Finnland



Lieber Blogleser,
ich möchte mich dafür entschuldigen, dass du so lange nichts mehr von mir gehört hast. Du saßt wahrscheinlich die  letzten 58 Tage gespannt vorm PC und hast diese Seite aktualisiert. Immer wurdest du enttäuscht. Doch ich habe gute Nachrichten für dich: Wie du sicher schon bemerkt hast, liest du gerade den langerwarteten Post. Und es wird sogar noch besser. Ich habe dieses Mal wirklich etwas zu berichten. Es wird nicht nur so ein Geschwafel wie bei den letzten 3 Beiträgen. Ich sehe schon deinen freudig, überraschten Gesichtsausdruck. Du platzt quasi vor Vorfreude, ich weiß.
Also setz deine Lesebrille auf, koch dir eine Kanne Tee und lehn dich zurück. Das wird ein langer Beitrag.
Ich fange meine Geschichte am Dienstag, dem 28. Juli an. Ich habe an diesem Tag schon einen Post geschrieben, der nie veröffentlicht wurde. Das liegt nicht daran, dass er geheime Botschaften von Aliens enthalten hätte (was eigentlich ziemlich cool wäre), sondern daran, dass ich keine Zeit mehr hatte, ihn zu veröffentlichen. Ich hatte an diesem Tag nämlich viel zu tun. Ich musste noch die letzten Sachen in meinen Koffer schmeißen und nach Dresden fahren, weil es um vier Uhr des Folgetages an den Flughafen ging. Von dort aus bin ich aufgebrochen in mein Abenteuer „Austauschjahr“. Das klingt jetzt alles sehr aufregend, war es eigentlich aber gar nicht. Am Flughafen war ich nur ein bisschen angespannt, weil ich nicht wusste, ob ich mein Gepäck so mitnehmen kann, wie es war. Aber alles war in Ordnung und ich musste nichts auspacken. Um ganz ehrlich zu sein, es war ein riesiges Erfolgserlebnis für mich. Der Flug von Dresden nach Frankfurt war ziemlich uninteressant. In Frankfurt angekommen, hatten wir natürlich alle überhaupt keine Ahnung, wo wir hinsollten und waren ein bisschen verloren. Glücklicherweise wurden wir dann von netten Menschen mit einer riesigen Finnlandfahne eingesammelt und zum Gate gebracht. Dort mussten wir allerdings noch eine Stunde warten. Zu diesem Zeitpunkt wurde ich das erste Mal euphorisch, da mir gegenüber ein finnisches Pärchen saß, welches sich auf Finnisch unterhalten hat. Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen dämlich, aber es war einfach richtig schön für mich. Auf diesem Flug hab ich dann auch endlich mein Abschiedsbuch ausgepackt und gelesen. Auf dem Flug von Dresden fand ich es unpassend, da ich ja wusste, dass ich nochmal auf deutschem Boden lande. Nichtsdestotrotz es waren wirklich sehr schöne Einträge, auch wenn ich auf jeder Seite lesen musste: Hoffentlich weinst du jetzt auch. Ich kann euch beruhigen. Ich habe ein bisschen geweint, wenn auch nicht so doll wie erwartet. Den restlichen Flug habe ich dann damit verbracht, zwei Finnen zu belauschen, die hinter mir saßen. Leider habe ich absolut nichts verstanden. Aber das war nicht weiter schlimm. Als wir endlich in Helsinki gelandet sind, mussten ich gemeinsam mit 31 anderen deutschen Austauschschülern auf ein paar andere und vorallem den Bus warten. Ich kann euch gar nicht richtig das Gefühl beschreiben als ich im Bus gesessen hab und mir meine neue Heimat angeschaut habe. Es war mehr als Glück. Ich glaube ich habe mich nie besser gefühlt. Aber ich kann mich auch täuschen. Eins weiß ich allerdings sicher: Es war die schönste Busfahrt meines Lebens. Das will schon was heißen, da ich Busfahren eigentlich hasse. Alles war so neu und aufregend. Du musst das jetzt keineswegs nachvollziehen können, ich wollte es nur gesagt haben. Wie dem auch sei die nächsten drei Tage habe ich im Orientationcamp in Anjala verbracht. Dort habe ich viel über Finnland gelernt und viele nette Leute getroffen, außerdem war ich in einer richtigen finnischen Sauna, was an sich schon ziemlich cool war. Am Samstag war ich eine der Letzten, die noch da waren. Eine von vier. Die anderen wurden alle schon von ihren Gastfamilien abgeholt. Ich bin also mit 3 anderen Austauschschülern und ein paar Teamern Richtung Helsinki gefahren. An der Abfahrt nach Porvoo wurde ich dann von meiner Gastmama und zwei meiner Gastbrüder abgeholt. Dann habe ich das erste Mal mein neues Zuhause erblickt. Ich hatte vorher zwar schon auf Google Maps nachgeschaut, aber es hat sich herausgestellt, dass ich gedacht habe, in einem anderem Haus zu leben. Keine Sorge ich wohne in einem wunderschönen grünen Holzhaus und habe hier mein eigenes kleines Zimmer mit Bett, Kleiderschrank und allem, was sonst noch in ein Zimmer gehört. Dort hing auch noch eine Art Banner, wo "Välkommen Luise" draufsteht. Wie du dir sicher denken kannst, bedeutet es auf Deutsch "Willkommen Luise". Wow, so gut ist mein Schwedisch also schon. Aber total niedlich haben das meine Gastbrüder ausgemalt.

Meine Gastfamilie ist auch total lieb und ich hab sie jetzt schon richtig gerne. Wir sind dann Montag gemeinsam mit der Familie von der Schwester meiner Gastmama, also quasi meiner "Gasttante" auf eine Insel namens Pirttisaari bzw. Pörtö (in Schwedisch) gesegelt. Dort haben wir zwei Nächte im Zelt geschlafen. Es war traumhaftschön dort. Ich habe zum ersten Mal geangelt (auch wenn ich nur Seegras gefangen habe). Ich bin auf Felsen herumgeklettert, habe Blaubeeren und Walderdbeeren gegessen und damit schon vom Jedermannsrecht gebrauch gemacht. Ich hätte auch die Möglichkeit gehabt, im Meer schwimmen zu gehen, aber 12°C Wassertemperatur waren mir dann doch ein bisschen zu frisch. Aber meine Gasteltern waren baden. Wir haben an einer Feuerstelle gegrillt und auf dem Boot gefrühstückt. Ich habe den Mond gesehen, wie er vom Horizont aufgegangen ist. Ich glaube, dass wir noch viel mehr gemacht haben, aber tragischerweise kann ich mich momentan gar nicht daran erinnern. Trotzdem kannst du dir hier selbst nochmal ein Bild von der Schönheit der Insel machen.





Nachdem wir gestern also wieder da waren, sind wir gemeinsam zur Mutter meiner Gastmama gefahren. Sie wohnt direkt am Wald. Dort sind wir Blaubeeren und Pilze sammeln gegangen. Man glaubt ja gar nicht wie viele Blaubeeren es hier gibt. Ich glaub es waren übrigens Pfifferlinge, die wir gefunden haben. Der Google Übersetzer sagt dies zumindest, wenn man kantarell (schwedisch) eingibt. Ich kann versichern, dass sie sehr lecker waren, weil wir sie heute gegessen haben. Desweiteren möchte ich nochmal daraufhinweisen, wie sehr sich doch dich deutschen Wälder von den finnischen unterscheiden. Zum Beweis jetzt noch ein paar Fotos.


 Ein paar. Wohl eher ein Paar. Aber naja egal.
Ich hatte eigentlich vor noch mehr Informationen in diesem Post zusammenzufassen, aber daraus ist jetzt wohl nichts geworden. Schade. Aber das bedeutet, dass du dich schonmal auf einen bald (hoffentlich) folgenden Post freuen kannst.
Ich hoffe, du hattest Freude beim Lesen und wenn nicht öffne jetzt folgenden Link:
https://www.youtube.com/watch?v=OM9y59dYYJk
(Du darfst den Link auch öffnen, wenn dir dieser Beitrag gefallen hat)

Hej da
(wie macht stellt man eigentlich seine Tastatur um, damit man das ruotsalainen o (das A mit dem Kringel darüber) schreiben kann?)
Luise
(oder jetzt wohl eher Marie)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen